Das Album „FLEETING MOMENTS“, der Band „UNPLACES“ und die verantwortungsvolle Aufgabe eine Rezension darüber zu verfassen, fand ich spannend und machte mich sehr neugierig. Spontan übersetze ich zunächst mal den Bandnamen „UNPLACES“. Nun konnte ich mir aussuchen, was zur Wahl des Bandnamens geführt haben könnte: nicht platziert, ohne einen festen Platz oder unplatziert im Sinne von „nicht unter den drei Ersten“. Die letzte Bezeichnung habe ich sofort verworfen, keine Band entscheidet sich für einen Namen wegen solch einer Bezeichnung. Ich mutmaße nun, dass sie sich musikalisch nicht „platzieren“ wollen. Die Titel jedoch weisen im Vorfeld schon darauf hin, dass sie sehr wohl platziert sind und genau wissen, was sie mit ihren Songs ausdrücken und erreichen möchten.
Die Bandmitglieder kommen fast alle aus Bochum und die Band hieß vor „UNPLACES“ zunächst noch NRT, aber nachdem ein bekannter Nachrichtensender sich für den gleichen Namen entschied, hatte sich die Band um Dorette Gonschorek in “UNPLACES“ umbenannt. Nach diesem entscheidenden Schritt veröffentlichte die Band 2018 das Album „CHANGES“, ganz passend zum neuen Bandnamen. Einem Genre, kann ich nach den ersten Songs, die Band bisher noch immer nicht zuordnen: Indie-Synth-Rock und/oder Elektro-Rock? Das Genre ist ja eigentlich immer und auch hier für das neue Album vollkommen unerheblich „FLEETING MOMENTS“, das am 20.10.2023 veröffentlicht wird, steht musikalisch für sich alleine. „FLEETING MOMENTS“ ist neben einer bisher erschienenen EP nun ihre vierte LP.
Das ganze Album setzt sich intensiv mit Momentaufnahmen und unserer eigenen Wahrnehmung auseinander. Ich empfinde beim ersten Song „WHAT’S REALITY“ in dem es um die bittere Realität geht, eine unendliche Traurigkeit. Bei den Bildern in unseren Köpfen, die uns erschrecken und uns krank machen, muss man ja freundlos in die Zukunft schauen. Der Song „WHAT’S REALITY“ klingt mit Dorettes Stimme so bedrückend und deprimierend, mit dem Einsatz von Synthesizern, den Gitarrenklängen, den treibenden Drums und dem Sprechgesang, wird die Stimmung auch nicht besser. Ich fühle mich tatsächlich krank, ausgelöst von den Bildern der Welt, in meinem Kopf.
Mit dem zweiten Song „DANCE“ steigt meine Stimmung schlagartig und ich möchte tatsächlich tanzen. Die Drums lassen meine Füße wippen, meine Finger trommeln im Takt und es kommt mit dem Einsatz von Bass und Synthesizern der Lebenswille zurück. Mir gefällt Dorettes volle Stimme hier viel besser, der ganze Song klingt harmonisch und die Hooklines bleiben in meinen Gedanken. Ich finde „DANCE“ ganz wunderbar tanzbar und dieser Song ist auch mein absoluter Favorit.
Beklemmend und sehr eindringlich kommt der Song „SURVEILLANCE“ bei mir an. Bass, Drums und Dorettes Stimme gehen mir unter die Haut, erzeugen Gänsehaut. Beim zweiten Hören des Songs achte ich auf den Text und ich merke, wie ich zustimmend nicke. Ich finde es sehr bemerkendwert, dass sich „UNPLACES“ in diesem Song Gedanken um die Überwachung mit Dashcams und Drohnen macht, der wir mittlerweile ungefragt unterliegen. Jeder beobachtet jeden, vor allem Staaten, Firmen und Konzerne.
Fazit
Alle neun Songs des Albums „FLEETING MOMENTS“ sind eine sehr gelungene Kombination aus harmonischen, eingängigen, elektrisierenden und bewegenden Musikstücken. Ich habe Drums vernommen, die einen unheimlichen emotionalem Druck ausüben, Basslinien welche die Sinne und die Gedanken antreiben und Synthesizer die Gänsehaut erzeugen. Dazu Dorettes facettenreiche Stimme, mal harmonisch sanft, dann wieder kraftvoll und auch sehr eindringlich, ich kann gar nicht anders, als gebannt zuzuhören. Was in meinen Augen das Album auch auszeichnet, sind die Themen die ausgewählt wurden, die uns alle bewegen und umtreiben. Aus meiner Sicht zeitkritisch und sehr aktuell, musikalisch ausgefallen, ausgefeilt und absolut zu empfehlen.
Tracklist
- What’s Reality
- Dance
- Getaway
- Lose My Bonds
- Surveillance
- No Means
- I Count On
- Prisoner Of Fate
- Fear
Format
LP Kastentasche (rot mit schwarzen Schlieren,
12 seitiges Booklet),
CD Digifile inkl. 12 seitigem Booklet,
Download & Stream
Diskografie
2014 – Time (LP)
2016 – Ambition (EP)
2018 – Changes (LP)
2019 – Unplaces live! (live LP)
2023 – Fleeting Moments
Live 2023/2024
21.10. Bochum, Zeitmaul-Theater (Record Release Show)
11.11. Haan, Rockin‘
16.12. Witten, WERKstatt (Metal for Mercy
27.01.24 Gelsenkirchen, Lüfterhalle
01.06.24 Hattingen, Extraschicht
17.06.24 Bochum, Mandragor
Line up
Dorette Gonschorek (Gitarre, Trompete, Produktion)
Petra Franetzki (Bass)
Andreas Düsener (Schlagzeug)
Simon Rosteck / Felicia Main (Live Keyboards)
Band-Seite (Link)
Hexe
 | Petra, auch Hexe genannt, verhext ihre Hörer liebend gerne musikalisch. Sie mag alles metalische, elektronische, es darf laut, leise und auch gerne düster sein. Wenn sie nicht gerade ein Motto für ihre Sendungen hat, sind die Songs meist aus ihrem Bauchgefühl heraus gewählt. |